Klaus Reisepage
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TEIL 3 - RUSSLAND

Mongolei – Tiefer Osten 2018  / Teil 2 – Russland

 

Die Einreise nach Russland war schnell erledigt,

Der Zöllner war zwar sehr genau, aber freundlich, so mußte ich die Deklaration für das Motorrad nochmal ausfüllen, weil ich bei den ccm 1150 anstatt der echten 1130 geschrieben hatte.

Versicherungen wollte man mir sowohl auf Ukrainischer Seite als auch auf Russischer verkaufen, für mich aber unnötig, weil ich eine passende Grüne Karte habe, die ganz Russland ( Auch Asien ) abdeckt.

 

Und in Russland war der Regen auch vorbei, einige sehr kleine kurze Nieselschauer aber das zählt nicht. 400km Regen an dem Tag reichen aber auch.

Für mich war klar, ich fahre solange bis ich keine Lust mehr habe, und suche dann ein Zimmer.

Im Westen, speziell im Großraum Moskau ( wenn man bedenkt das der 3. Aussenring so ca 80-100 km vom Zentrum entfernt um Moskau herumgeht ) sind die Polizeikontrollen und Radarboxen sehr stark vertreten.

Also aufpassen und immer schauen. Wobei die kaum mehr aufhalten, da die nur mehr Rechnungen nach Hause schicken.

Und weil fast überall nur von Vorne geblitzt wird ist es für Motorradfahrer meist eh ungefährlich.

 

Nach 700km habe ich dann in einem kleinem Ort ein abgerocktes Hotel gefunden, war mir aber egal, die hatte ein Kaffee dabei und das heißt es gibt Essen und Bier.

Die Besitzerin hat mir natürlich gleich das „Beste“ Zimmer gegeben, eine Art Suite aus den 70er Jahren, mit Einrichtung und Teppich aus der Zeit.

Und das Ganze für satte 15 Euro.

 

Ausgeruht und mit einem ordentlichem Frühstück geht es dann weiter.

Diesmal schon früh weg, denn Tagesziel ist Nishni Novgorodmit 600km Entfernung, wo ich mir auch die Stadt unbedingt ansehen will.

Und da dies auch zu den WM Spielstätten zählt wo auch an dem Tag ein Spiel ist habe ich mir auf booking.com ein Hotel vorreserviert.

Unterhalb des Kremls ( der Kreml ist in Russland die befestigte Stadtmauer ) und neben der Volga.

Und das war auch wirklich super so, ich bin früh angekommen und hatte so auch noch Zeit gemütlich an der Volga und in der Stadt rumzulaufen und ganz relaxed Essen zu gehen.

Nur den Kreml habe ich dann ausgelassen, denn dort war die Fanzone, die an dem Tag zu gut besucht war.

 

Weiter nach Kazan, eine sehr Schillernde Stadt.

Beherbergt sie doch eine Vielzahl an Religionen, die dort friedlich miteinander zusammenleben.

Mit 400km war das ein relativ kurzer Fahrtag.

Schon an der Einfahrt nach Kazan ist der „Tempel der Religionen“

Was ich dort erkennen konnte dürfte es sich wirklich um einen Mix aus allen Religionen handeln, zumindest den mir Bekannten, Muslime, Juden, Hindus, Buddhisten, Christen, Orthodoxen, und vielen mehr.

Beeindruckend.

 

Ebenso der Kazan Kreml mit seiner weithin sichtbaren Moschee im Zentrum und den orthodoxen Kirchen.

In Kazan habe ich auch Abends ein wirklich interessantes Lokal gefunden.

Ein paar Junge Idealisten haben ein schönes „Art Restaurant“ aufgemacht.

Und die waren richtig bemüht. Das kann ich nur empfehlen, wenn wer mal dort ist, das „Los Losos „

 

Für mich geht es jetzt weg von der Hauptstrecke aber trotzdem weiter auf der M7.

Diese wird hier jedoch deutlich entspannter als die weitere Strecke Richtung Ufa, wo ja der Hauptverkehr läuft.

Es geht durch kleine Dörfer, viel Wälder und Hügel, denn wir nähern uns dem Ural.

Der ist ja keine Bergkette wie Viele denken, sondern eher eine Hügelkette.

 

Permwar für mich an dem Tag die Zielstadt, aber es ging mir weniger um Perm, das kannte ich schon, ich wollte unbedingt am nächsten Tag das Gulag Museum Perm36 besuchen, welches ca 100km nordöstlich liegt.

Damit war es für mich auch kein Thema, das ich über 700km gefahren bin und erst spät in Perm ankam ( wobei Spät immer noch 19 Uhr war )

 

Ich suche mir da immer gerne in den Städten so alte Soviet Touristenbunker aus den 70ern, die haben einen eigenen Charme, und man bekommt einigermaßen günstige Zimmer mit Internet und Service.

Und eben auch gutem Frühstück.

Wobei Russisches Frühstück schon interessant ist.

Suppen, Fisch, Bratkartoffeln, Fleisch, sowie auch „Kascha“ das es in verschiedenen Varianten gibt, als Griesbrei, Haferbrei oder mit Reis.

 

Jedenfalls nach dem Frühstück abgefahren und ab hier sind es noch mehr Nebenstrecken die deutlich ruhiger werden.

Allerdings sind die Strassen auch schlechter, was mit einer Enduro aber wenig stört, dafür hat man den Vorteil weniger LKW und Polizei.

Hier findet man viele Seen, die schon mal die Vorstellung wecken das es ein schöner Platz wäre um sich einen Alterswohnsitz am See zu schaffen und zu angeln.

 

Die Einfahrt zu dem GULAG Museum Perm36 ist nicht beschildert, das muß man wissen.

Ich hatte jedoch vorher recherchiert und den Wegpunkt in meinem Navi.

Der Empfang war freundlich und man freute sich sichtlich das es auch Besucher aus dem Ausland gibt.

Ich bekam eine Führerin mit, die mir alles zeigte. Sie sprach nur Russisch, auf die Audioführung ( Gerät mit Kopfhörer ) in Deutsch habe ich bewußt verzichtet, die kann man dort aber auch für 2 Euro mieten.

Für mich war es auch wieder mal schockierend zu sehen wie dieses System der Gulags war, und wenn man bedenkt das es hier noch Eines der „Besseren“ war ( wenn man das in dem Zusammenhang überhaupt sagen kann) dann macht das sehr nachdenklich.

Auch weil hier Berichte anderer Gulags waren, wie der Uranmine im fernen Osten Russlands bei Magadan, die auch das „Tal des Todes“ benannt wurde.

 

Ich bin an dem Tag gemütlich weiter, bis Irbit einer Kleinstadt im Ural und Sitz der Ural Werke.

Auf dem Weg überschreite ich auch wieder die Grenze Europa/Asien und es geht weiter auf inzwischen deutlich kleineren Strassen durch atemberaubende Landschaften und vorbei an wilden Flüssen,  mit immer wieder kurzen Schottereinlagen, aber alles gut fahrbar.

 

Nach einem Unwetter, das zwar nur 50km dauerte aber schon sehr wild war, vor Allem mit Gewitter und Blitzen erreichte ich Irbit.

Ein Hotel war schnell gefunden und am Abend gab es Schaschlik.

Inzwischen habe ich mit ca 5000km auch Halbzeit bei der Hinreise in die Mongolei.

 

Morgens los, erstes Ziel die Motorradwerke und dort das Museum.

Leider hatte ich Pech denn da wurde gerade umgebaut und es war für 3 Tage zu.

An dem Morgen hatte ich auch Probleme mit meinem Garmin Navi 595, es wollte einfach nicht hochstarten, zeigte immer nur das rote Batteriesymbol, obwohl es definitiv Strom hatte.

Selbst mit externem Laden über USB keine Änderung. Also an dem Tag mit dem Handy als Notfalllösung versucht bis Ishimzu kommen.

Die Strasse war wieder eine eher kleinere Strasse, dafür aber wirklich viel zu sehen.

In Tyumen dann erstmal schön verfahren, da half auch Google maps mit Handy nur bedingt und plötzlich ging das Navi wieder an.

Da hab ich mich mal wirklich gefreut, denn nur mit dem Handy war extrem mühsam, das schaltete immer wieder ab wegen Überhitzung, und natürlich passierte das genau in Tyumen, wo ich mitten in der Riesenstadt schon leicht verloren war.

 

In Ishimwieder mal früh angekommen, relaxed, ein Taxi genommen und in ein Restaurant führen lassen. Dort war Party, wohl eine Gesellschaft die es mal krachen ließ.

 

Ishim selbst ist zwar nicht groß, aber es hat in der Stadt ein Riesen Gefängnis, was nicht zu übersehen ist und hier treffen sich mehrere Verkehrswege, denn es ist die Umfahrung von einem Eck von Kasachstan.

Wenn man nicht durch Kasachstan nach Omsk will, was zwar 100km kürzer wäre, dafür 2 Grenzen und nochmal Versicherung kaufen, der fährt hier über Ishim nach Omsk.

 

Omsk, das ist mein nächstes Ziel, 340km stehen auf dem Programm und ich freue mich schon darauf am Ufer des Irtsch rumzulaufen und die Gastgärten zu genießen.

Und so war es dann auch.

Sehr früh angekommen, Stadtrundgang, am Ufer abhängen. 

Das ist gerade interessant, weil die Flüsse in den Städten selten reguliert sind und natürliche Ufer haben, wo die Leute baden, campen, grillen und feiern.

So hat man mitten in der Stadt eine große Oase mit Leben.

 

In Omsk treffe ich auch ein Deutsch/Türkisches Paar die mit dem Auto in Russland unterwegs sind.

Einen Tip gegeben, wo man sich am nächsten Tag in Novosibirsktreffen könnte.

 

Die Strecke von Omsk nach Novosibirsk ist zwar mitn650km wieder etwas länger, dafür schnell zu machen da es meist gerade und eben dahingeht.

Diese Ecke ist gesäumt von Birkenwäldern und viel Landwirtschaft.

Raps, Sonnenblumen, Getreide und Buchweizen sind hier zu finden.

Einmal Abwechslung nach den Strecken mit doch vielen Kurven, Hügeln und Wäldern der letzten Tage.

 

In Novosibirsk liebe ich das Marins Park Hotel. Direkt gegenüber dem Bahnhof hat man einen super Ausblick über diesen und auch Novosibirsk mit dem Fluss Ob.

Und wenn man das vorher bucht kommt man auf ca 25 Euro für das sehr gute Hotel mit ausgiebigem Frühstück.

Und unten im Hotel ist das Restaurant „Beerman“, wo es Unmengen an guten Bieren aus aller Welt gibt.

Und als ich da so gemütlich im Gastgarten sitze treffen auch Paul und Erka ein und wir sitzen noch bis Mitternacht und plaudern.

 

Von Novosibirsk will ich am Morgen wieder weiter und in der Gegend des Kusbass mal etwas anders fahren.

Die alte Universitätsstadt Tomsk liegt auf dem Weg und ich lasse mir offen ob ich nach 300 km in Tomsk übernachte oder bis Mariinskweiterfahre, was dann 500km wären.

Je nachdem wie mir die Stadt gefällt.

 

Von Novosibirsk weg geht es mal sofort auf ruhigeren Strassen weg nach Norden.

Sehr hügelig und schön zu fahren.

Tomsk war ja mal das Verwaltungszentrum eines riesigen Bezirkes und hatte nur das Pech, das vor 130 Jahren eine andere Stelle 250km weiter südlich ausgewählt wurde um die Transibirische Eisenbahn über den Ob zu führen. Damals ein kleines unbedeutendes Städtchen wurde es später die Millionenstadt Novosibirsk.

 

Ich war aber früh in Toms, und es war so früh das ich beschloss nochmal 200km gemütlich bis Mariinsk weiterzufahren und dort ein Hotel zu suchen.

Die Strasse führt hier durch viele kleine Dörfer und ist teilweise auch eine Schotterstrecke.

Erst kurz vor Mariinsk wieder Asphalt.

 

Die Suche nach einem Hotel war gar nicht so einfach.

Irgendwie waren die Leute unfreundlich, das war mir in der Vergangenheit schon aufgefallen. Mir wurde erklärt das Hotel sei voll, obwohl klar war das es das sicher nicht sei, ebenso beim nächsten Hotel.

Es war gerade mal 18 Uhr und ich beschloss darauf zu pfeiffen, und eine Abendschicht einzulegen und einfach dien380km bis Krasnojarsk zu fahren und dort dafür einen Tag Pause zu machen

Und genau das habe ich gemacht, Jause eingekauft und um kurz vor Mitternacht in Krasnojarsk im Hotel eingecheckt und noch gejausnet und dann richtig gut ausgeschlafen.

 

Der Pausentag tut richtig gut. Als Erstes bin ich nach einem langen Frühstück zur BMW Vertretung und habe das Motorrad für Ölwechsel und Ventile einstellen abgegeben.

Um das Geld was hier die Stundensätze sind muss man nicht selbst einen Tag verbraten dafür.

Und dann noch Stadtrundgang, Friseurbesuch, und rumhängen.

Wenn man so viele km abfährt ist das einfach mal angenehm.

 

Mit der Werkstatt habe ich ausgemacht das ich am nächsten Tag das Motorrad Vormittag hole und weiterfahre.

 

Tagesziel Tayshet zu Igor, der ein Homestay hat wo sich viele Reisende treffen.

Das ist eine Privatunterkunft, wo man bei der Familie wohnt, Igor spricht sehr gut Deutsch und Englisch und man kann bei Ihm auch die Banja besuchen, die Russische Sauna.

Das ist ein Erlebnis, auf das ich mich immer freue. Nach einer Banja ist man wie neugeboren.

 

In der Nacht kommt noch ein Englisches Paar, auch mit dem Auto auf den Weg in die Mongolei.

In dieser Nacht dann das Spiel mit England in der WM, das die Beiden unbedingt anschauen wollten.

 

Inzwischen bin ich schon fast 8000km gefahren und es waren keine 2000km mehr bis Ulaanbaatar.

Es geht an denBaikalsee, genauer gesagt Irkutsk und dort wollte ich unbedingt einen Abstecher auf die Schamaneninsel Olchonmachen.

 

In Irkutskhab ich mit dem Hotel ausgemacht das ich 2 Tage übernachte, dazwischen einen Tag nicht da bin und dafür alle meine Motorradsachen und das Motorrad bei Ihnen sicher verwaren kann.

Also am nächsten Morgen mit dem Taxi zum Busbahnhof, dort nach einem Bus gefragt und 15 Minuten später ging es schon los in die 300km entfernte Insel.

Auf die Insel selbst führt dann eine Fähre bevor es endgültig nach Khushirgeht, dem Hauptort an dem berühmten Felsen.

Ich habe den Tip bekommen, mich bei „Nikita“ einzuquartieren, der hat eine kleine Hotelanlage gebaut, die selbst schon wie ein Ethnodorf ist.

Alles nach den Landestypischen Bräuchen dieser Gegend gebaut und eingerichtet.

Hier wird auch viel Wert auf Erhalt der Landschaft und Mülltrennung gelegt und Nikita versucht auch die anderen Einwohne der Insel davon zu überzeugen.

 

Ich habe es dort wirklich genossen und bin den ganzen Nachmittag und auch Abends auf der Insel rumgelaufen.

Der Platz ist ja einer der größten Heiligtümer für Schamanen in dieser Gegend und wird auch von vielen Buriaten ( Russen mongolischer Abstammung ) und Mongolen verehrt.

 

Am nächsten Tag auch wieder unkompliziert einen Bus gesucht und zurück ins Hotel, wo ich Abends noch schön in ein Buriatisches Restaurant essen ging .

 

Letzte Etappe Ulan Ude.

450km bis dorthin, über die ersten Berge wo es fast auf 1000m hinaufgeht um den Baikalsee herum und dann am See entlang bevor man dann vom See wegfährt und am Selenge Fluss entlang bis Ulan Ude kommt.

In Ulan Ude steht übrigens der größte Lenin Kopf als Monument.

Ulan Ude selbst hat schon eine merklich andere Kultur mit den vielen Buriaten die hier leben, es ist schon eher Mongolisch.

 

Auch habe ich mir hier Reifen bestellt und wollte eigentlich auch die Reifen wechseln.

Nur kann Viktor, der Kontaktmann kein Englisch und es geht nur mit Mail und Google translate.

 

Er muß arbeiten und wird die Reifen „später“ bringen.

Später war dann kurz vor Mitternacht und Reifen wechseln nicht mehr möglich, weil einfach zu spät und Alles zu.

 

Egal, am nächsten Tag die Reifen auf das Moped geschnallt, wechsle ich halt in der Mongolei.

Die letzten 250km sind angebrochen und Mittag erreiche ich nach ca 9.500km völlig Stressfrei die Grenze zur Mongolei.

 

 

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© Klaus Hübner