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Teil 1 - Ungarn - Rumänien - Ukraine

Mongolei – Tiefer Osten 2018  / Teil 1: Ungarn - Rumänien – Ukraine

 

27.Juni Morgens die Abfahrt wieder nach der Buddhistischen Segnung meiner Frau.

Ohne dem geht einfach gar nichts wenn ich wegfahre.

Und in der Vergangenheit bin ich damit auch immer gut nach Hause gekommen.

 

Also zuerst durch den Frühverkehr durch die Wiener Stadtautobahn Richtung Ungarn und dieses schnell auf Autobahnen durchquert.

Nach Budapest kam ich in stärkeren Regen, der mich bis Ende des Tages begleiten wird.

Aber so ist es einmal wenn man wegfährt, auch der Regen gehört dazu, und mit den passenden Kleidern ist das auch kein Problem.

Leider konnte ich dann die Landstrassen und Pässe in den Rumänischen Karpaten nicht so genießen, der Ausblick war doch wolkenverhangen, auch wenn es dort Sonne wirklich tollen Ausblick gibt.

 

Kurz vor der Ukrainischen Grenze habe ich mir dann eine Pension gesucht und erst mal die Regenkleidung ausgezogen und mich dann ordentlich mit regionalen Köstlichkeiten gestärkt.

 

Am nächsten Tag einmal kein Regen und nach einem ordentlichen Frühstück die letzten 10km zur Ukrainischen Grenze und da begann auch schon das, wofür die Ukraine wirklich berühmt ist: Die Korruption.

Der erste Grenze der mir den Laufzettel ausstellt, den man durch alle Stationen mitnehmen muß und ohne dem nichts geht hat dafür schon mal Geld verlangt diesen herauszugeben.

 

Der zweite Grenzer hat so lange kontrolliert und gesucht bis er was findet wofür er Geld verlangen kann. In meinem Fall ein Jausenmesser, das plötzlich zur Waffe wurde und ein Problem darstellte, welches sich aber mit 10 Euro lösen ließ.

 

Aber auch diese Korrupte Grenze war schnell passiert und erst einmal Geld wechseln.

Das ging flott und mit gutem Kurs und kurz nach der Grenze habe ich einen spanischen Motorradfahrer getroffen, mit dem ich dann ein Stück des Weges gemeinsam gefahren bin.

 

Die Strecke in den Karpaten ist wirklich schön, jedoch mit sehr schlechten Strassen durchzogen, was bei unseren Enduros jetzt kein großes Problem war.

 

Auch hier kamen wir wieder in eine Polizeikontrolle und diese Jungs waren mächtig korrupt und sehr unangenehm.

Es ist ein fixer Polizeiposten und man hat uns vorgeworfen wir wären am Stoppschild nicht stehengeblieben.

Strafe 200 Euro für jeden.

Das dies sicher nicht stimmte war uns beiden klar, doch der Polizist zog unsere Führerscheine und Papiere ein und weigerte sich diese ohne Gegenleistung wieder herauszugeben.

Und das auf sehr aggressive Art.

Letztendlich blieb uns nichts anders über, als die 90 Euro zu bezahlen um die Papiere wiederzubekommen.

 

Ich war nun schon mehrmals in der Ukraine, aber ich habe den Eindruck seit den ganzen Problemen mit Russland wird es immer schlimmer. Die Leute haben wenig Arbeit, alle Preise für Strom, Gas und Lebenshaltung steigen und jeder versucht  Einnahmen zu kreieren.

Leider auch auf diese Art.

 

So war ich natürlich von der Ukraine erst mal ziemlich angesäuert und hatte mal kein gutes Bild.

Egidijus der Spanier verabschiedete sich dann irgendwann weil er sein Ziel erreicht hatte und ich fuhr alleine weiter.

 

Mein Plan war ja, das Grenzgebiet zu Moldawien zu umfahren um von dort auf schnellstem Wege Richtung Perwomaisk zu kommen.

Und auf der Karte machen die Hauptstrassen eben sehr große Umwege, die ich abkürzen wollte.

Ich weiß nun aber auch warum.

Die Strassen dort waren teilweise als solche nicht mehr zu bezeichnen, es waren üble kleine Rumpelpisten und die Orte wurden auch kleiner.

 

Irgendwann traf ich auch einen Ukrainischen Biker auf einer Pan Amerikan und der stoppte mich weil mein Schmutzfänger Kotflügel runterhing ( Schrauben rausgefallen )

Normalerweise entsorge ich auf Touren sowas dann und lass es weg, aber er wollte mir mit Freunden das unbedingt richten und hat mich 5 km über Schotterstrassen zu einem Kumpel gelotst.

Das Problem war in 5 Minuten erledigt und dann gab es Kaffee und plaudern.

Und plötzlich hatte ich auch mit der Ukraine wieder meinen Frieden geschlossen.

 

Das ich mein Tagesziel nicht erreichen würde war mir klar. Aber das war auch kein Problem, ich hatte ja Puffer.

Also erst mal weiter, es war schon später Nachmittag und ich wollte sehen wie weit ich komme.

Aber die Strassen wurden immer kleiner, und plötzlich lotste mich das Navi auf Feldwegen durch Wälder weiter, die nur mehr schlammig waren und wo ich Alleine dann auch umdrehte und Alternativen suchte.

So fuhr ich ewig auf sehr kleinen und holprigen Strassen zickzack und sah oft über eine halbe Stunde weder ein Haus noch Menschen.

 

Irgendwann wurde es wieder etwas besser, wenn auch schon langsam dämmrig und es war kein Ort in Sicht, der nach Hotel aussah.

 

Ich habe es dann noch bis Einbruch der Dunkelheit in ein Grenzstädtchen geschafft, wo ich im dritten Anlauf auch ein Hotel fand, das Einzige was mich aufgenommen hat, die Beiden anderen davor haben mich abgewiesen. Ich hörte die untereinander reden „Nemetzkie“ also Deutscher und dann nein, wir haben nichts frei.

 

Keine Ahnung was die für ein Problem dort hatten.

 

Auf jeden Fall habe ich mich gefreut ein Hotel zu haben und endlich Essen zu gehen.

Ausser dem Frühstück hatte ich an dem Tag nichts zu mir genommen, weil ich ja die „Panne“ hatte und dann wirklich im Nirvana unterwegs war.

 

In einem Restaurant Platz genommen, ein Bier geordert und die Speisekarte studiert.

Und genau da ist das Gewitter was die ganze Zeit schon rumhing einmal ordentlich aufgegangen und hat die örtliche Stromversorgung zusammenbrechen lassen.

Ohne Strom im ganzen Ort natürlich auch keine Küche.

Fazit: 2 Bier als Abendessen und ab ins Bett.

 

Tag 3:

Zeitig los, die Strassen wurden besser, sofern man das so bezeichnen kann, und es ging gut vorwärts.

Nach 100 km auch eine Hauptstrasse und jetzt ging es wirklich Endgültig nach Pervomaisk.

Pervomaisk ist bekannt durch sein Museum.

https://en.wikipedia.org/wiki/Strategic_missile_forces_museum_in_Ukraine

 

Dort war in Zeiten der Sowjetunion eine von mehreren Abschussanlagen für Atomraketen, die in der Erde in Silos versteckt waren.

Alleine diese Anlage hatte ca 6 „Unteranlagen“ die im Umkreis von 5 bis 10km verteilt waren. Jede Anlage hatte 6-8 Silos für Interkontinentalraketen.

 

Ich dachte ja eigentlich das ich nur kurz dort vorbeischaue, aber es war so beeindruckend, das ich da wirklich lange verweilte.

Es gab keinen Eintritt zu zahlen und man hatte den Eindruck das es den Leuten vor Ort wirklich wichtig war da zu vermitteln was da mal war.

 

Viele Exponate und im Museum auch viele Erklärungen.

Dieser Ort hätte im Konfliktfall die Welt verändert.

 

Mich haben sie auch gleich mit dem Motorrad in das Gelände gelotst und ich durfte zwischen Raketen und Hubschraubern parken.

 

Schwer beeindruckt und etwas nachdenklich bin ich nach einiger Zeit dort wieder weggefahren.

Tagesziel Kiev, denn ich habe für den nächsten Tag eine Tour nach Chernobyl gebucht um mir die ehemalige Atomanlage anzusehen.

 

Dazu ein Hotel neben dem Maidan gebucht und dort auch eingecheckt und erstmal richtig zu Abend gegessen, den Vortag ohne Essen wieder aufholen.

 

Die Chernobyl Tour beschreibe ich in einem extra Beitrag.

 

Am Tag nach Chernobyl dann letzter Tag Ukraine und Russland war bei mir am Plan.

Also nach einem guten Frühstück wieder im Regen raus und ab Richtung Grenze, immerhin fast 400km, die ich komplett im Regen abfuhr, teilweise mit Starkregen.

 

Die Ausreise war unkompliziert und die Ukraine hinterläßt bei mir gemischte Gefühle.

Ein schönes Land, freundliche Menschen, Orte die mich sehr nachdenklich zurückließen und als Minuspunkt der immer wie ein kleiner Schatten überbleibt diese wirklich üble Korruption bei Polizei und Grenzbehörden.

 

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© Klaus Hübner